Warum es wichtig ist und wie du es umsetzen kannst
Es ist erstaunlich, wie seltsam Kinder oft von Erwachsenen behandelt werden. Manchmal wirken Erwachsene, als würden sie Kinder nicht ernst nehmen, als wären sie dumm, faul, wild oder einfach nicht fähig. Sie behandeln sie, als wären sie nicht vollwertige Menschen, nicht ganz „fertig“ und nicht wirklich respektwürdig. Aber warum eigentlich? Kinder leisten so viel, oft sogar mehr als manch Erwachsener. Sie kommen auf die Welt, können kaum den Kopf heben, und innerhalb weniger Jahre meistern sie so viel, um zunehmend unabhängig zu werden.
Maria Montessori drückt es treffend aus:
„Kinder sind menschliche Wesen, denen Respekt gebührt, uns überlegen durch ihre Unschuld und durch die größeren Möglichkeiten ihrer Zukunft.“
Doch nicht jeder sieht Kinder so. Es gibt immer wieder Situationen im Alltag, in denen das Gegenteil deutlich wird. Zum Beispiel, wenn Kinder in der Öffentlichkeit von Fremden zurechtgewiesen oder belächelt werden. Das ist nicht nur unangemessen, sondern zeigt auch, wie unterschiedlich Erwachsene auf Kinder blicken.
Aber auch für uns als Eltern ist es nicht immer einfach gelassen zu bleiben, wenn unser Kind in öffentlichen Situationen laut, wütend oder unerwartet handelt. Oft fühlen wir uns in diesen Situationen besonders beobachtet und überfordert. Manchmal gerät man als Elternteil in Situationen, in denen es gar nicht so einfach ist, ruhig zu bleiben. Gerade wenn die Kinder quengeln, der Tag sowieso schon stressig war oder etwas Unerwartetes passiert, ist die Geduld schnell aufgebraucht. Doch in solchen Momenten ruhig zu bleiben, ist entscheidend – nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind. Denn wie wir auf herausfordernde Situationen reagieren, prägt nicht nur die Stimmung des Augenblicks. Es ist auch entscheidend für die Art, wie unsere Kinder Konflikte erleben und später selbst lösen.
Hier sind praktische Tipps, wie du auch in stressigen Momenten einen kühlen Kopf bewahren und deine Kinder mit Respekt behandeln kannst:
Wenn du mehr zur Montessori Pädagogik lesen möchtest, dann schaue dir den Beitrag Montessori Pädagogik an.
Kinder mit Respekt behandeln – so gelingt es auch in stressigen Situationen
Kinder mit Respekt zu behandeln, ist eine grundlegende Säule der Montessori-Pädagogik und ein wertvolles Prinzip, das in jedem Aspekt des Familienlebens integriert werden kann. Doch was bedeutet es eigentlich, Kinder mit Respekt zu behandeln? Es geht weit über Höflichkeit hinaus. Vielmehr betrifft es die Art und Weise, wie wir ihre Gefühle, Meinungen und Eigenständigkeit wahrnehmen und unterstützen. In diesem Blogpost werden wir tief in die Bedeutung von Respekt in der Erziehung eintauchen. Außerdem bekommst du praxisnahe Tipps, wie du dieses Prinzip in deinem Alltag anwenden kannst.
Warum Kinder Respekt verdienen
Kinder haben von Geburt an Rechte und Würde, die wir als Erwachsene anerkennen sollten. Sie sind keine unvollständigen Menschen, die erst zu etwas „Vollwertigem“ heranwachsen müssen, sondern vollwertige Individuen, die unsere Achtung und Rücksicht verdienen. Respektvoll mit Kindern umzugehen bedeutet, ihre Meinungen zu hören, ihre Autonomie zu unterstützen und ihre Gefühle ernst zu nehmen. Genau wie Erwachsene verdienen auch Kinder, dass ihre Persönlichkeit und ihr Potenzial mit Wertschätzung betrachtet werden. Maria Montessori betonte immer wieder, dass Kinder nicht von Natur aus „ungezogen“ oder „faul“ sind, sondern auf ihrem eigenen, ganz individuellen Weg zu selbstbewussten und unabhängigen Menschen.
Eine respektvolle Behandlung von Kindern wirkt sich nicht nur positiv auf ihre emotionale und soziale Entwicklung aus, sondern auch auf ihre Fähigkeit, sich als selbstbewusste und unabhängige Menschen in der Welt zu bewegen. Wenn sie spüren, dass sie respektiert werden, entwickeln sie ein gesundes Selbstwertgefühl, das sie ihr ganzes Leben lang begleitet. Kinder, die mit Respekt behandelt werden, neigen dazu, selbst respektvolle und empathische Erwachsene zu werden.
Was bedeutet Respekt in der Erziehung?
Respektvolle Erziehung bedeutet nicht, dass man Kindern alles erlaubt oder keine Grenzen setzt. Im Gegenteil: Kinder brauchen klare, konsistente Regeln, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Der Schlüssel liegt darin, wie wir diese Regeln vermitteln. Anstatt Befehle zu erteilen oder Kinder zu bestrafen, wenn sie Fehler machen, sollten wir ihnen zuhören, sie in Entscheidungen einbeziehen und ihre Gefühle respektieren.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Kommunikation. Sprich mit deinem Kind auf Augenhöhe und vermeide herablassende oder autoritäre Aussagen. Wenn ein Kind einen Fehler macht, ist es oft verlockend, schnell zu korrigieren oder zu schimpfen. Doch es lohnt sich, einen Moment innezuhalten und zu überlegen: Wie würde ich in einer solchen Situation mit einem Erwachsenen sprechen?
Hier einige konkrete Tipps, wie du respektvolle Kommunikation in den Alltag integrieren kannst:
- Vermeide Befehle: Statt zu sagen „Hör auf zu weinen!“, könntest du fragen: „Was ist los? Möchtest du darüber sprechen?“
- Erlaube Mitsprache: Frage dein Kind, welche Lösung es für ein Problem vorschlägt. Das zeigt, dass du seine Meinung wertschätzt.
- Sei geduldig: Kinder brauchen oft länger, um Aufgaben zu erledigen oder Entscheidungen zu treffen. Gib ihnen den Raum, den sie brauchen, ohne Druck auszuüben.
Beispiele für respektvolles Verhalten im Alltag
Respekt gegenüber Kindern zeigt sich in vielen kleinen Momenten des Alltags. Es ist die Art, wie du reagierst, wenn dein Kind in einem Supermarkt wütend wird, oder wie du mit seinen Fragen umgehst, wenn es die Welt erkundet. Oft vergessen wir als Erwachsene, dass Kinder die Welt anders wahrnehmen – für sie ist alles neu und aufregend. Wenn ein Kind beim Spaziergang stehen bleibt, um eine Blume zu bewundern, ist das kein Zeichen von Faulheit, sondern von Neugier.
Hier einige Alltagssituationen, in denen du Respekt zeigen kannst:
- Im Supermarkt: Kinder sind von der Vielzahl an Eindrücken oft überwältigt. Anstatt sie zu drängen, alles schnell zu erledigen, kannst du sie in den Einkaufsprozess einbeziehen. Frage, welche Art von Obst sie auswählen würden oder lass sie kleine Aufgaben übernehmen, wie das Tragen eines Korbs. Dadurch fühlen sie sich ernst genommen und beteiligt.
- Beim Spielen: Kinder lernen durch Spielen. Auch wenn es für uns Erwachsene manchmal banal erscheint, ist das Spiel für Kinder ernsthafte „Arbeit“. Respektiere die Zeit, die sie für ihr Spiel benötigen, und versuche, nicht ständig einzugreifen oder sie zu unterbrechen.
- Beim Lösen von Konflikten: Kinder streiten sich, das ist völlig normal. Anstatt sofort Partei zu ergreifen, kannst du ihnen helfen, den Konflikt selbst zu lösen, indem du Fragen stellst wie „Wie fühlt ihr euch dabei?“ oder „Was könnten wir tun, damit sich beide wieder besser fühlen?“.
Der Einfluss von Vorbildern
Kinder orientieren sich stark an den Erwachsenen in ihrer Umgebung. Wenn du möchtest, dass dein Kind respektvoll handelt, ist es wichtig, dass du selbst mit gutem Beispiel vorangehst. Das bedeutet nicht, perfekt zu sein, aber es bedeutet, sich bewusst zu sein, wie du mit anderen sprichst und interagierst. Respekt gegenüber Kindern fängt bei der Art an, wie wir über sie denken und sprechen – sowohl im Gespräch mit ihnen als auch über sie, wenn sie zuhören.
Achte darauf, dass du nicht abwertend über Kinder sprichst, egal ob sie im Raum sind oder nicht. Aussagen wie „Er ist so schwierig“ oder „Sie ist immer so langsam“ vermitteln eine abwertende Haltung, die Kinder bewusst oder unbewusst aufnehmen. Wenn du bemerkst, dass du dich ärgerst, versuche, deine Gefühle klar und respektvoll zu kommunizieren. Statt zu sagen „Du machst mich wahnsinnig!“, könntest du sagen „Ich fühle mich gerade überfordert. Lass uns kurz innehalten.“
Respekt im öffentlichen Raum
Respekt für Kinder endet nicht an der Haustür. Besonders im öffentlichen Raum begegnen Kindern oft Menschen, die sie entweder ignorieren oder ihnen mit herablassendem Verhalten begegnen. Es ist wichtig, dass wir uns auch hier für die Rechte und Bedürfnisse der Kinder einsetzen und ihnen den gleichen Respekt entgegenbringen wie jedem anderen Menschen.
Ein häufiges Problem im öffentlichen Raum ist, dass Erwachsene dazu neigen, Kinder für ihre vermeintlich „unangemessenen“ Verhaltensweisen zu kritisieren. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass ein Kind in einem Geschäft etwas berührt oder sich nicht sofort still verhält. Oft reagieren Erwachsene darauf mit Abweisung oder Zurechtweisung. Dabei ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Kinder ihre Umgebung erkunden und lernen, wie sie in verschiedenen Situationen agieren sollen. Anstatt sie zu tadeln, können wir als Erwachsene ihnen mit Geduld begegnen und erklären, warum bestimmte Verhaltensweisen in bestimmten Umgebungen gewünscht sind.
Ein Beispiel: Ein Kind rennt in einem Museum fröhlich durch die Ausstellungsräume. Anstatt es zu schimpfen, könnte man ruhig erklären: „Hier im Museum gehen wir langsam, damit wir die Kunstwerke in Ruhe anschauen können und niemand stört.“ Auf diese Weise wird das Kind respektvoll in die Regeln der Umgebung eingeführt, ohne das Gefühl zu bekommen, es habe etwas „falsch“ gemacht.
Respektvolle Konfliktlösung
Ein weiteres wichtiges Thema, wenn es um Respekt gegenüber Kindern geht, ist die Konfliktlösung. Kinder geraten oft in Konflikte – sei es mit Geschwistern, Freunden oder Erwachsenen. In solchen Momenten ist es leicht, als Erwachsener schnell zu schlichten oder sogar zu bestrafen. Doch eine respektvolle Herangehensweise bedeutet, den Kindern beizubringen, wie sie selbstständig und respektvoll Konflikte lösen können.
Statt sofort einzugreifen, kannst du dein Kind ermutigen, den Konflikt zu beschreiben und seine Gefühle auszudrücken. Einfache Fragen wie „Was ist passiert?“ oder „Wie fühlst du dich dabei?“ können Kindern helfen, ihre Emotionen zu ordnen und eine Lösung zu finden. Kinder lernen auf diese Weise, dass ihre Gefühle ernst genommen werden und sie selbst in der Lage sind, Konflikte zu bewältigen.
Fazit: Kinder verdienen Respekt – immer und überall
Respekt ist nicht nur ein Wort, sondern ein aktives Prinzip, das in der Beziehung zu unseren Kindern eine zentrale Rolle spielen sollte. Kinder, die mit Respekt behandelt werden, entwickeln ein gesundes Selbstbewusstsein und ein tiefes Gefühl der Wertschätzung für sich selbst und andere. Sie lernen durch unser Vorbild, wie man Konflikte respektvoll löst, wie man die Bedürfnisse anderer Menschen wahrnimmt und wie man mit sich selbst und der Welt achtsam umgeht.
Wenn wir Kinder mit Respekt behandeln, schaffen wir die Grundlage für eine starke und liebevolle Beziehung zu ihnen. Gleichzeitig vermitteln wir ihnen wichtige soziale Fähigkeiten, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten werden.
Durch kleine, aber bedeutende Veränderungen in unserem Verhalten können wir viel dazu beitragen, dass Kinder sich respektiert, ernst genommen und unterstützt fühlen. Denke immer daran: Kinder sind vollwertige Menschen, die unseren Respekt verdienen – nicht trotz, sondern wegen ihrer kindlichen Unvollkommenheiten.
Mit diesem Blogpost bist du optimal ausgestattet, um den Alltag mit deinen Kindern oder deine Begegnung mit anderen Kindern in deinem Umfeld respektvoll zu gestalten.